Daten-Report 2022: Immun-Boosting als Trend

5. Januar 2023
Tabletteneinnahme

Die Selbstoptimierung erreicht immer mehr Lebensbereiche und hat auch in der Gesundheitsversorgung Anklang gefunden. Der Health Report 2022 wirft einen genaueren Blick auf diese Entwicklungen und den Einfluss von Corona. Marktdaten von Insight Health geben zudem weiteren Aufschluss über aktuelle Trends.

Vitamintabletten, Zinkpräparate und Immunstimulanzien sind seit einigen Jahren stark nachgefragt. Mit Ausbruch der Coronapandemie ist der Konsum von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) in Form von Tabletten, Kapseln oder Flüssigkeiten erneut massiv gewachsen. Mittlerweile nehmen mehr als zwei Drittel aller Menschen in Deutschland diese wöchentlich ein. Das Zukunftsinstitut für Trend- und Zukunftsforschung in Frankfurt thematisiert diese Entwicklung im „Health Report 2022“ und spricht sogar von einem „neuen Gesundheitsverständnis post Corona“ und beschreibt dieses mit dem Gesundheitstrend des Immun-Boosting, der vor allem mit Beginn der Pandemie für eine enorm gestiegene Nachfrage nach Nahrungsergänzungsmitteln gesorgt hat. Die Gesundheit zu stärken, so heißt es in dem Report, wird zu einer neuen Form der Selbstoptimierung und Prävention zum wichtigen Pfeiler der Gesundheitsversorgung.

Im Healthcare-Sektor ist die Beobachtung solcher Trends enorm wichtig – das zeigt zum Beispiel auch die aktuell eingeschränkte Verfügbarkeit von Medikamenten. Die Verkaufszahlen von Nahrungsergänzungsmitteln aus dem Bereich der rezeptfreien Medikamente (OTC) der Apotheke vor und während der Pandemie können auch in dem Daten-Report der Experten von Insight Health beobachtet werden. 

NEM Absatzzahlen

Offizin Apotheke: Entwicklung der NEM-Absatzzahlen in den "Immun-Boosting"-Segmenten in Millionen

Dieser zeigt bei der Entwicklung der Abverkaufszahlen sogenannter Multinährstoffkonzepte in der Apotheke, dass diese mit Ausbruch der Coronapandemie stark gestiegen sind und einen neuen Höchstwert erreicht haben. Sie machten einen zusätzlichen Absatz von 8 Millionen Euro im ersten Coronajahr (2020) aus. Auch in den Folgejahren 2021 und 2022 sind Nahrungsergänzungsmittel weiterhin stark nachgefragt. Zwar sind die Abverkäufe in diesen Jahren im Vergleich zu 2020 gesunken, so liegen sie dennoch deutlich über denen der Vor-Corona-Zeit. Auch Präparate mit den Nährstoffen Vitamin C und Zink zeigen ähnliche Absatzveränderungen. Im ersten Jahr der Pandemie stiegen die Absatzzahlen in diesem Immun-Boosting-Segment erstmals auf über 10 Millionen Euro und erreichten damit ebenfalls einen neuen Rekordwert.

Besonders auffällig sind die steigenden Absatzzahlen im Bereich der Vitamin-D-Präparate. Hier ist eine Steigerung bereits seit Jahren zu beobachten. Dennoch gab es auch hier mit Beginn der Pandemie mit einem Wachstum von fast 10 Millionen Euro einen enormen Nachfrageanstieg. Aktuell liegen die Verkaufszahlen bei einem Wert von etwa 53 Millionen Euro – in den vergangenen zwei Pandemiejahren sind die Zahlen mit über 27 Millionen Euro massiv gewachsen.

Eines haben die drei Beispiele gemein: Die Zulassung von Nahrungsergänzungsmittel variiert deutlich von dem Genehmigungsprozess bei Arzneimitteln. Während Nahrungsergänzungsmittel beim Bundesinstitut für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) angezeigt werden müssen, werden Arzneimittel durch das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte (BfArM) oder bei der Europäischen Zentralbehörde (EMA) in einem aufwendigen Prüfverfahren, das vorausgehende klinische Studien erfordert, zugelassen. Im Vergleich dazu besteht bei der Anmeldung von Nahrungsergänzungsmitteln kein Nachweis der Wirksamkeit oder Sicherheit. Demnach ist das Einführen eines neuen Nahrungsergänzungsmittels in den Markt deutlich einfacher. Neben dem steigenden Absatz ist also auch die Anzahl der im Markt befindlichen Mittel von Interesse – auch, weil ein Produkt, das ursprünglich als Arzneimittel gelauncht wurde, heute als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden könnte.

Die weitere Entwicklung des Immun-Booster-Marktes bleibt spannend – nicht nur wegen der Verfügbarkeit der Präparate. Denn auch die Inflation wird den OTC-Trend beeinflussen, handelt es sich hier ja bekanntlich um Selbstzahler.

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